Hier sind vier spontan entstandene Gedichte von Felix Eder (unbekannter Meister), die wir veröffentlichen dürfen. Vorgetragen im Hinterhof, als die Bäume noch standen.

1 Herr es ist Zeit

Herr es ist Zeit,
die Schande ist zu groß.
In Sendling klafft ein Viele-Sommer-Winterloch
und in der Lindenschmidt
da ist die Hölle los.
Denn eine Linde steht dem Kapital im Weg
und ein paar Hausbewohner auch.
Sie wehren sich nach altem Brauch.

Leut es ist Zeit,
die Schande ist zu groß.
Wir sind bereit
und werden diese Geister wieder los.
Steht uns zur Seit

2  Vom Dinge-und-Zahlen-drehen 

25 – eine schöne Zahl.
Silberhochzeit im Gemeindesaal
Grad ein Viertel von der Lebenstorte
Feiergründe gäbs von jeder Sorte
Aber in der Lindenschmitt
25 spielt das Glück nicht mit.
Ein Investor hat einen Vertrag
dubioser Weise sich erschlichen
ist noch frisch, nicht ausgeblichen
und bald soll es losgehn Schlag auf Schlag.
Ast für Ast soll hier der Säge weichen
ein Skandalgeschehen ohnegleichen
und eine Profitmaschine
die dem Hausbesatzer diene
soll an Lindenstelle stehn.
Machen wir mal einen Zahlendreher,
so kommt leider 52 raus.
Niemand würde es vermutlich wagen,
hinter Oberbürgermeisters Haus
so ein Bauvorhaben auch nur anzufragen.

Auf der 25 sieht es anders aus.
Nicht nur Zahlen lassen sich verdrehen
Auch Informationen, wie manns braucht.
Manns genug zu sein, hier Fehler einzusehen
und die Unterschrift zurückzuziehn
welche unter Nötigung geschehen,
Nötigung besondrer Dringlichkeit,
dazu ist der arme Schreibtischtäter
oder seine Obrigkeit
Wie es aussieht bisher nicht bereit.

Was hier drängt, steht freilich außer Streit.
Dringend brauchma jedes Baugeschehen,
welches Steuergelder in die Kassen staubt.
Das muss auch der Denkmalschutz verstehen
der sonst immer Recht zu haben glaubt.
Recht gedacht ist oft zu Recht gerichtet –
S’ jedem Recht zu machen geht halt nicht,
Und mit Schweigegeld wird wohl die Wut geschlichtet,
wenn dann Marmor Stein und Eisen bricht.
Denn die noblen Haupt- und Zwischenmieter
können doch nicht durch den Keller gehn
eine Notverordnung wird es möglich machen
dass der Denkmalschutz nicht länger wird bestehn
Heiter ist die Zukunft in der Lindenschmitt verbaut.

Und des neuen Hausbesetzers Urververtrauen
dem die Stadt sich blindlings anvertraut
weiß: sein Eigentum verpflichtet zu Profit.
Diese Weisheit hat er sich vom Grundgesetz geklaut.

3

Wollen sollen müssen wir jetzt klagen?
Können wir die Sterne fragen.
Gegen die Unverschämtheit gibt es kein Gesetz.
Und keine Macht.
Vielleicht ein bisschen Wut. Mehr nicht.
Im Gegenteil:
weil doch der Mensch
wie jeder weiß
ein Egoist von reinstem Blut
der vor dem großen Wutvergießen
sich zur Besinnung trinkt und schreit

AUSGSCHAMT IS’

4 Lindenschmit 25
Kinder kommt, Gebäude suchen
Grüne haben es entdeckt
Unter Linden, hinter Buchen,

irgendwo ist’s wohl versteckt.
Niemand kann es freilich sehen
niemand weiß, wo es denn steht
Was wir leider nicht verstehen
hoffen, dass ihrs besser seht.

Hat nicht einst ein Kind gesagt:
„Dieser Kaiser ist doch nackt!“?
Kinder kommt, und helft uns suchen.
Seid mit Unschuld noch begabt
und es gibt Geburtstagskuchen
wenn ihr es gefunden habt,
Das Gebäude, das die Grünen
hier im Hinterhof erspäht.

Copyright für alle vier Gedichte bei Felix Eder (München).


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